Wie immer war ich etwas früher da. Der Tag soll ja schließlich nicht ganz so stressig starten.
Um 10 Uhr wurden alle Flieger aus der Halle geräumt und dann gleich gecheckt.
Nachdem alles soweit erledigt war, äußerte mein Fluglehrer Jürgen, dass wir gleich zwei Starts machen. Und schon ging es los. Ab an den Start, nach der Checkliste meinen Starcheck gemacht und dann ab in die Luft.
Jürgen spricht kein Wort mehr mit mir, ich soll schließlich meine Entscheidungen selber treffen. Also übe ich ein wenig Kurvenwechsel und meine „geliebten“ Rollübungen. Dann auf die Position fliegen und meinen Landecheck machen. Es erfolgte ein zweiter Flug.
Kurz vor Ende der Mittagspause kommt Jürgen dann mit einem Theorietest. „Schau dir die Fragen einfach mal an und füll den Test soweit aus wie du kannst“. Ich lese mir die Fragen durch und denke mir nur, „Oh je, ob ich das hinbekomme??“. Nach gutem Zureden von Jürgen mach ich mich dann ans beantworten der Fragen. Fertig. Ich lass den Fragebogen in der Flugleitung liegen und versuche nicht mehr drüber nachzudenken. „Wird schon passen“, denke ich mir und mach mich wieder auf den Weg zum Start.
Es ist abends. Ich mache mich fertig. Fallschirm anziehen und schonmal in den Flieger setzen. Jürgen bespricht mit mir UNSEREN anstehenden Flug. WIR lassen uns auf 500 Meter in die Position schleppen. WIR fliegen dann am Platz UNSERE Höhe ab. Bei 230 Metern Meldung und Ablauf aus der Position. Platzrunde und Landung. Alles klar. Und dann sagt Jürgen: „Und noch was… du brauchst mich nicht dafür“. Ich bin völlig verwirrt. „Meint der das ernst?“ Ich bin mir sicher, dass ich ihn brauch. Aber er wird schon wissen, was er da macht.
Ich werde zum Start geschoben und versuche mich einfach zu konzentrieren. Alles wie immer, dann wird das schon. Ich soll mich auf „Genießen“ einstellen. In dem Moment ist mir das irgendwie nicht so ganz möglich.
Am Start bereite ich mich vor. Check nach Liste durchführen, das Seil wird an der Kupplung eingehängt. Ich gebe mein Zeichen, dass ich bereit bin. Der Flügel wird angehoben, das Seil wird straff gezogen und ab geht’s. Alles funktioniert wie von selbst. Über Funk kommt „Der Start war perfekt“, das zaubert mir schon ein kleines Lächeln ins Gesicht. Jetzt nur noch den Schlepp hinbekommen. Funktioniert auch alles. 500 Meter erreicht und auf die Position schleppen lassen. Ich klinke aus und in dem Moment kommts mir erst, ICH fliege, ganz allein. Jetzt nur noch schön die Höhe abgleiten und alles wie im Lehrbuch machen. Ich tippe ständig gegen den Höhenmesser, das Ding klemmt wohl ab und zu. Bei 300 Metern werde ich dann nochmal kurz nervös, ich muss die Kiste schließlich noch landen. Also Landecheck, Trimmung einstellen, kurzer Blick zum Platz und nochmal gegen den Höhenmesser getippt. Der zeigt 230 Meter, Meldung und Abflug. Die Platzrunde hab ich mir diesmal auch richtig eingeteilt – ohne zu verkürzen. Im Endanflug habe ich meine 150 Meter und fliege auf die Bahn zu. Die kommt immer näher und ich merke, dass ich ein bisschen zu hoch bin. In Gedanken höre ich Jürgen „KLAPPEN!“, also Klappen weiter raus und schon geht’s weiter nach unten. Dann nur noch abfangen und den Flieger geschmeidig runterbringen, hat in der Vergangenheit auch nicht immer so gut funktioniert. Aber jetzt geht’s, ich setze auf und rolle bis zur Halle. Da kommt schon Jürgen auf mich zugelaufen und ruft: „Kaum sitz ich nicht mehr mit drin, kannst du’s.“
Wir gratulieren Harry zum ersten Alleinflug und wünsche Ihn alles Gute für seine weiteren Flüge.