Mit einer kurzen Vorschulung auf dem Motorsegler zum Kennenlernen der Quer-, Seiten und Höhenruderwirkungen eines Flugzeugs hatte der junge Flugschüler im vergangenen Sommer die Pilotenausbildung begonnen. Nach rund 30 Starts im doppelsitzigen Segelflugzeug „Twin III Acro“ mit den ehrenamtlichen Fluglehrern des Vereins und dem erforderlichen Wissen über Start und Landung, Geradeaus- und Kurvenflug war Christian Dirscherl reif für den ersten Soloflug. Zwei weitere souveräne Alleinflüge folgten – dann hatte der Nachwuchspilot als derzeit jüngster Flugschüler im ACF die „A-Prüfung“ bestanden und machte sich kurz vor seinem 15. Geburtstag selbst das schönste Geschenk.
Bis Christian allerdings komplett ohne Aufsicht eines Fluglehrers abheben darf, muss er noch etliche Übungsflüge absolvieren. Auf dem Ausbildungsprogramm stehen neben dem sicheren Beherrschen des Flugzeugs in verschiedenen Situationen das Aufspüren und Ausnutzen der Thermik sowie die Streckenflugtaktik. Im Winter wird zusätzlich Theorie gebüffelt. Den Luftfahrerschein – die offizielle Prüfung mit einem Vertreter des Luftamts – darf der Flugschüler frühestens mit 16 Jahren ablegen.
Dann kann´s richtig losgehen mit dem Streckensegelflug. Die Leistungspilot(inn)en im Verein freuen sich schon auf die Verstärkung aus dem Nachwuchsbereich und segeln derzeit kräftig im Aufwind: mit dem fünften Platz erzielten sie am vergangenen Wochenende das bislang beste Saisonergebnis in der 2. Bundesliga. Damit liegt der Bayerische Meister von 2009 und 2010 nach sieben Runden erstmals auf dem 8. Rang der Gesamtwertung. Der Abstand zu den Aufstiegsplätzen eins bis sieben beträgt nur noch 8 Zähler. „Wer hätte das am Anfang der Saison gedacht? Unser Ziel war ganz klar auf den Klassenerhalt, also mindestens Platz 23, ausgerichtet“, freut sich Fluglehrer Jürgen Wisbacher, der Führende in der vereinsinternen Streckenflugwertung. Er legte am Wochenende bei durchwachsenem Wetter mit Regen- und Gewitterschauern eine Strecke von 386 km mit 120 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit zurück. Zweitschnellster ACF-Pilot war Robert Thoma mit einer Geschwindigkeit von 95 km/h. Seine Distanz betrug 247 km. Carsten Tietz schaffte ebenfalls den Sprung in die Bundesliga-Wertung. Er bewältigte die Strecke von 232 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 79 km/h.
Und so funktioniert die Segelflug-Bundesliga:
Das Regelwerk des Wettkampfes ist im Gegensatz zu vielen Sport-Ligen relativ komplex, da ein Ergebnis nicht sofort nach Flugende feststeht, sondern erst, nachdem bundesweit alle Flüge gewertet worden sind. Prinzipiell kann jeder Segelflug eines jeden Piloten für die Segelflug-Bundesliga gewertet werden, sofern er innerhalb der 19 Wertungs-Wochenenden von Ende April bis Ende August stattfindet. Mittels moderner GPS-Technik werden der Flugweg, die Flughöhe und die Geschwindigkeit des Flugzeuges von einem „Logger“ aufgezeichnet und nach der Landung im Internet ausgewertet.
Eine Auswertungssoftware teilt den Flug in mehrere Abschnitte ein und ermittelt ein Zeitfenster von zweieinhalb Stunden, in dem der Pilot am schnellsten unterwegs war. Diese Geschwindigkeit nennt sich „Bundesliga-Schnitt“. Um die Flüge vergleichbarer zu machen, wird der Schnitt noch um den Flugzeugindex korrigiert, vergleichbar mit dem Handicap beim Golf – so ist sichergestellt, dass die Leistung eines Oldtimerflugzeuges nicht schlechter gestellt wird als der Flug mit einem Hochleistungssegler.
Die drei Piloten eines Vereins, die über das gesamte Wertungswochenende die schnellsten Schnittgeschwindigkeiten erflogen haben, gehen in die Wertung ein, ihre Schnitte werden addiert und ergeben die Bundesliga-Rundengeschwindigkeit, an denen der Verein gemessen wird. Ähnlich wie in der Formel 1 gibt es eine Punktewertung, bei der der Bestplatzierte 20 Zähler erhält, die Nachfolger jeweils einen Punkt weniger.
Die endgültigen Wertungen sind jeweils montags ab 10 Uhr im Internet unter www.aero-club-fuerth -> Segelfliegen -> Leistungssegelflug zu finden.